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Berlin: Krise, Katastrophe, Transformation – welcher Weg führt zur Nachhaltigkeit?
13 März @ 19:00 - 22:00
Die Geschichte des zivilisatorischen Fortschritts wird begleitet von Krisen, Kriegen und Katastrophen.
Die Geschichte des zivilisatorischen Fortschritts wird begleitet von Krisen, Kriegen und Katastrophen. Seit Karl Marx ist uns dieses dialektische Prinzip als Normalzustand geläufig, wonach Wirtschaft und Gesellschaft durch krisenhafte Erschütterungen voranschreiten. Der Sozialforscher Jürgen P. Rinderspacher erkennt den Nutzen dieses Denkens darin, dass es dem Menschen dadurch möglich werde, „die Krise und darin die desaströsen individuellen Krisenerfahrungen als letztlich doch irgendwie noch sinnhaft zu verbuchen“.
Im Zeitalter der Nachhaltigkeit versuchen wir indes, diese Dialektik zu überwinden und mit der Idee der großen Transformation ein ganz neuartiges Fortschrittsmuster zu etablieren. Im Unterschied zu den Umwälzungen und Revolutionen der Vergangenheit wird die nachhaltige Transformation nämlich nicht von einem positiven utopischen Ziel geleitet, sondern dient „der Abwehr eines drohenden Übels, im Fall des Klimawandels von einer wahrscheinlich bevorstehenden Menschheitskatastrophe“. Der Soziologe Andreas Reckwitz spricht in diesem Zusammenhang von einer „Politik des Negativen“.
Die Transformation soll einen nicht-katastrophalen, verlustarmen und gewaltfreien Weg in eine andere Lebensweise eröffnen. Das Transformations-Narrativ stößt allerdings, so Rinderspacher auf einige ihm selbst innewohnende Begrenzungen, weil es sich nicht auf die sinnliche Wahrnehmung eines dringend veränderungsbedürftigen Zustands der Welt stützen und auf eine emotional mobilisierende Perspektive einer besseren Welt berufen kann. Stattdessen erzeugt die Idee des großen Transformationsprozesses die Notwendigkeit der permanenten Alarmierung durch die Warnung vor kommenden Großereignissen. „Im Ergebnis“, so Rinderspacher, „entsteht das kollektive Gefühl einer neuen, umfassenden Bedrohung des – relativ – guten Lebens, wie wir es bisher kannten“.
Vor dem Hintergrund des guten Lebens, das wir kaum mehr verbessern können, bleibt also als wesentliche Triebkraft der intendierten großen Veränderung nur die Angst vor dem Verlust, sprich: das große Katastrophenszenario. Und damit einher geht die Ersetzung der fehlenden positiven Verbesserungsidee durch die Beschwörung des immer größer werdenden Zeitdrucks. „Wie man in den öffentlichen Kontroversen dieser Tage sieht, drehen diese sich inzwischen weniger um das Problem, in welcher Weise Umbauprozesse der Sache nach gestaltet werden sollten, als darum, dass möglichst schnell gehandelt werden muss“, beobachtet Jürgen P. Rinderspacher.
Ist das Narrativ der großen Transformation also tatsächlich geeignet, in eine nachhaltigere Gesellschaft zu münden? Oder spiegelt es nur unseren guten Willen bei gleichzeitiger praktischer Hilflosigkeit wider, wenn wir z.B. Volksabstimmungen darüber abhalten, ob Berlin bereits bis 2030 statt 2045 klimaneutral werden soll…? Diskutieren Sie mit unserem Autor am 13. März!
Details
- Datum:
- 13 März
- Zeit:
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19:00 - 22:00
- Veranstaltungskategorien:
- Nachhaltigkeit, Präsenzveranstaltung, Vortrag, Diskussion, Debatte
Veranstalter
- stratum GmbH
- info@stratum-consult.de
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Veranstaltungsort
- stratum lounge
-
Boxhagener Straße 16
Berlin, 10245 Google Karte anzeigen